Esmoraca, in der Fastenzeit 2012

Logo unseres Pfarrradios und Esmoraca Video Channels, bitte auf das Bild klickenLiebe Missionsfreunde

Heute am Rosenmontag herrscht bei uns in Esmoraca anders als in den Karnevalshochburgen den Tag über „Grabesruhe“, so dass ich Zeit und Muse habe, mit dem österlichen Rundbrief zu beginnen. Don Noel, meine rechte Hand, nutzt die freie Zeit, um von der Feuchtigkeit verzogene Holztüren abzuhobeln und Türschlösser zu reparieren.

Wir hatten am Karnevalssonntag das aus Llicas Zeiten gepflegte Saubohnenessen („wathia“) im Pfarrgarten veranstaltet, wozu wie in vergangenen Jahren in der Pfarrei aktive Mitarbeiter eingeladen waren. Am Abend kamen dann im Rahmen der hiesigen Karnevalsbräuche mit Trommeln tanzende und singende Jugendliche vom acht Kilometer entfernten Wasserauffangbecken zurück. Sie waren dort gewesen, damit in diesem Jahr in den Leitungen des Dorfes weiterhin reichlich Wasser fließe. Die trommelnden Tänzer setzten im Morgengrauen bei strömendem Regen ihre Tour durch die nahegelegenen Dörfer fort. Dabei galt es, auch den Río Mojinete zu durchqueren, der in der Regenzeit mehr als einen Meter hohes Wasser führt; ein feuchtnasses Karnevalsvergnügen. Morgen, am „Martes de Ch’alla“, muss der Besitz „begossen“ werden, in der Hoffnung, dass er sich vermehrt. Dazu wird „c’oa“, eine Mischung aus Kräutern, Fetten, Teigfigürchen, nachgemachten Geldscheinen etc. auf glühender Holzkohle verschmort. Eine solche Glücksmischung hatte ich mir natürlich auch in Tupiza besorgt, da wir in diesem Jahr die Kirchenrenovierung laufen haben und ich im Herbst für drei Monate nach Deutschland kommen möchte. All das soll ja mit Erfolg gekrönt sein.

Veteranenfassnacht am Faschingsdienstag Karneval hat bei uns weniger mit Narretei zu tun, vielmehr ist er eng mit dem Pachamama-Kult (Mutter Erde) verbunden. Ihr soll an diesen Tagen fürs Gedeihen und Wachsen auf den Feldern und Äckern gedankt werden. Wer bei uns ein Bier oder ein Gläschen Wein trinkt, schüttet oft ein paar Tropfen der edlen Flüssigkeit zu Ehren der Pachamama auf die Erde.

Nach Karneval beginnt dann auch in Esmoraca das neue Schuljahr, d.h., es kommen die Schüler zum Unterricht. Die Lehrer warten schon seit Anfang Februar, dem offiziellen Schuljahresbeginn, in leeren Klassenzimmern auf die ihnen Anvertrauten. In den Städten funktioniert das natürlich besser. Der neue Religionslehrer am „Colegio“ ist ein aktives und recht fanatisches Mitglied der hier ansässigen Maranatha-Sekte. Das erfreut mich natürlich weniger, aber es empfiehlt sich, mit pastoraler Klugheit zu reagieren. Bei uns gibt es ja keinen konfessionellen Religionsunterricht. In den Schulen auf dem Land unterrichtet eben irgendein Lehrer das Fach, was nach dem neuen Schulgesetz informativen Charakter hat. Meine begründete Sorge ist, dass besagter Lehrer die Schüler im Sinne seiner Sekte beeinflussen will. So hat man immer einen Wermutstropfen im Wein.

Noch vor Weihnachten erhielt ich die gute Nachricht, dass Adveniat meinen im April des vergangenen Jahres gestellten Antrag auf Bezuschussung der Kirchenrenovation in Esmoraca positiv beantwortet hat. Als Pfarrer in der Diözese Potosí kann ich von dieser für Bauvorhaben ja keine finanzielle Beteiligung erwarten. Ich muss selber schauen, wie ich das Vorhaben finanziere und da ist neben meinem persönlichen Freundeskreis in Deutschland Adveniat ein Ansprechpartner. Die Bauleitung für die Renovierung unserer eigentlich sehr einfachen Kirche, ohne viel Geschnörgel, bzw. Kunst, vermutlich aus der Kolonialzeit, wofür es aber keinerlei Dokumente gibt, haben neben mir eine Architektin in Tupiza sowie Don Noel, bei seinen Fähigkeiten die zentrale Figur beim ganzen Unternehmen. Der Bauverlauf mit den nötigen Entscheidungen wird natürlich auch in Pfarrvollversammlungen sowie Ortsversammlungen, die von den zivilen Autoritäten abgehalten werden, erläutert. An der Kirche arbeiten derzeit ein Maurermeister, der Präsident des Komitees „Pro-Refacción“ , ein ehemaliger Minero, sowie drei bis vier junge Männer. Daneben müssen die Katholiken Esmoracas gelegentlich an Samstagen und Sonntagen mit „fainas“, also in Gemeinschaftsarbeit, beim Transport von Steinen und Sand sowie bei der Abtragung des alten Kirchturmes mithelfen. Adveniat erwartet ja, dass sich die Pfarrgemeinde bis zu 30% an den Kosten beteiligt; nicht in Form von teurem Baumaterial, aber mit Arbeitskraft. Ein positiver Effekt wird sein, dass die Leut‘ neu erfahren, dass auch sie für die Pfarrei verantwortlich sind und die renovierte Kirche so mit ihr Werk ist. Eine Baufirma können wir uns aus Kostengründen nicht leisten. In der beschriebenen Organisationsform gehen die Arbeiten zwar langsamer vonstatten, fördern aber das Gemeindebewusstsein. Wie auf dem Foto der zweiten Seite zu sehen ist, haben wir bereits die nötigen Stützmauern an beiden Kirchenwänden angebaut. Jetzt sind wir dabei, das Fundament für den zweiten Kirchturm zu setzen.
die Stützmauern an unserer Kirche in Esmoraca nehmen Gestalt an
die Stützmauern an unserer Kirche in Esmoraca nehmen Gestalt an

Zum Entsetzen der Arbeiter, unsere Leut‘ sind sehr abergläubisch, stoβen wir dabei auf einen Haufen von menschlichen Knochen. Der Friedhof war früher um die Kirche herum. Doch mit Hilfe von „Weihwassereinsätzen“ versuche ich, die in ihrer Ruhe gestörten Vorfahren zu besänftigen und unsere Arbeiter zu beruhigen.

Nach Ende der Regenzeit, also nach Ostern, wollen wir das Wellblechdach erneuern. Die dazu nötigen Materialien wie Wellblech, Holz und Zement sollen im 400 km entfernten Oruro preisgünstiger als im näheren Tupiza eingekauft und dann nach Esmoraca gekarrt werden. Auf der Strecke von Oruro über Uyuni nach Tupiza sind Lastwagenfahrer immer auf Suche nach Fracht. Während meines Heimaturlaubes von Mitte September bis Mitte Dezember möchte Don Noel im Inneren der Kirche den etwas abschüssigen Fuβboden nivellieren. Mit Beginn der Arbeiten am Dach werden unsere Gottesdienste sowieso im Saal der nahen Grundschule stattfinden; soviel zum Bauen.

Apropos Regenzeit; diese hat es diesmal in sich. Kürzlich hat der Präsident den Notstand wegen starker Überschwemmungen und vieler Erdrutsche im Lande ausgerufen. Wir im entlegenen Esmoraca leiden darunter natürlich auch. Fahrten nach Tupiza werden bei verschlammten Pisten und Flüssen voller Wasser zu Abenteuern. Die Turneros, kleinere Lastwagen, auf denen die Leute reisen, brauchen von Esmoraca bis Tupiza statt der acht Stunden Fahrt in der Trockenzeit jetzt bis zu zwei Tage. Stunden warten die Leut’ manchmal auf dem Laster, dass eine verschlammte Talauffahrt vorm nächsten Regen abtrocknet oder der Wasserpegel des Flusses etwas fällt. Für mich mit einem Vierradantrieb-Jeep ist’s etwas einfacher, doch bleibt bei starkem Regen das Gefährt in der Garage. Im letzten Weihnachtsbrief habe ich ja schon über die hohen Instandhaltungskosten „geweint“. Die erst im Mai vergangenen Jahres gekauften Reifen mussten Ende Januar 2012 wieder erneuert werden. Scharfe Steine hatten Gummifetzen aus den Reifen gerissen.
In diesen Wochen ziehen über Esmoraca täglich oft mehrere schwere Gewitter hinweg mit heftigen Blitzeinschlägen, die im Tal wie Bombeneinschläge dröhnen. Bei Gewittern gilt es immer, schnell die Antennen an FM-Radio, TV-Sender und der Funkanlage zu ziehen, damit teuere Blitzschäden wie im Januar des vergangenen Jahres vermieden werden. Soviel der Neuigkeiten aus der Pfarrei Esmorca.

In meiner zweiten Pfarrei Talina, die seit drei Jahren zur Hälfte von Villazón aus betreut wird, werde ich die Karwoche über bis Ostern sein. Dort befindet sich das aus Lehmbacksteinen gebaute Pfarrhaus in schlechtem Zustand. Doch habe ich nicht vor, auf zwei Hochzeiten zu Tanzen, Esmoraca hat Vorrang. Zudem gibt es für Talina seitens der direkten Nachbarn „Übernahmeinteressen“.

Am Ende des Briefes möchte ich wieder allen ein ganz HERZLICHES VERGELT’S GOTT sagen, die meine Missions- und Pionierarbeit in unseren Höhen auch materiell mittragen. Sie wissen, dass es ohne ihre Solidarität mit Esmoraca an diesem Ende der Welt keinen Pfarrer und entsprechend wenig christliches Leben gäbe.

Alle drei Jahre komme ich auf Heimaturlaub nach Deutschland, der in Wirklichkeit aber ein Arbeitsurlaub ist, da ich bei Besuchen, Predigten und Lichtbildervorträgen auch von meiner Arbeit erzähle und dafür werbe. Mein Hauptquartier werde ich, so Gott will, wieder im schönen Sasbachwalden aufschlagen und meine Handynummer hat sich genau so wenig verändert: Bis Mitte September wird allerdings noch so einiges an Wasser unsere Flüsse hinunter flieβen, doch freue ich mich schon jetzt auf Begegnungen mit Euch, meinen Freunden und Wohltätern.

Euch allen wünsche ich noch besinnliche Tage in der Fastenzeit, ein GESEGNETES OSTERFEST und FROHE PFINGSTEN.

Email: dietkraemer@yahoo.de und Website: www.esmoraca-bolivia.org
und natürlich im FACEBOOK: www.facebook.com/cp4pg
Für Besuche ohne Anmeldung: www.facebook.com/Esmoraca
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Nochmals mit "saludos cordiales" und in Dankbarkeit

Euer
P. Dietmar Krämer

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Ermoraca & Mojinete, gehören zur Diözese Potosí

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"Die Pfarreien “San Francisco de Asis” von Esmoraca und Mojinete, gehören zur Diözese Potosí in Bolivien, deren Bischof jetzt Monseñor Ricardo Centellas ist."

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