2. Fastensonntag 2009

Liebe Missionsfreunde!                                                           Esmoraca,  am 2. Fastensonntag  2009

Bald ist’s schon ein Jahr her, dass ich in den Pfarreien von Esmoraca und Talina ein neues Wirkungsfeld gefunden habe. Es war eine gute Entscheidung gewesen, die Arbeit macht mir Freude und ich fühle mich in der neuen Heimat zuhause. Die recht malerische Landschaft von Esmoraca wird derzeit noch vom Panorama  schneebedeckter Bergketten bereichert.  

Mit den neuen Schäfchen, darunter eben auch den Mineros, komme ich gut zurecht. Kürzlich stattete ich ihnen bei der Arbeit in einem der Stollen einen Besuch ab. Versteht sich, daß wir auch Geschenkchen für den Minengeist, den “Tio”, dabei hatten: Kokablätter, Alkohol und Zigaretten. Von den Gebräuchen und Riten der Mineros habe ich in vergangenen Briefen schon berichtet.

Regenbogen über der Kirche von Esmoraca

Regenbogen über der Kirche von Esmoraca

Doch bekommt man in den Schluchten zwischen Tupiza und Villazón  mehr die Unwillen, bzw. Härten der Natur zu spüren als es in Llica der Fall war, und muß damit zu leben lernen.  In der Trockenzeit sind’s oft heftige Sandstürme,  die an den Antennen des Pfarrhauses rütteln. Und inzwischen kenne ich auch die Tücken der Regenzeit. Da Esmoraca in einem Tal, umgeben von mineralhaltigen Bergen liegt, gehen oft  sehr heftige Gewitter runter. Solche haben uns auch schon bei der Abendmesse erwischt  und nahe Blitzeinschläge machten sich lautstark in der Lautsprecheranlage der Kirche bemerkbar.  Kräftige Hagelschauer haben meinen Blümchen im Pfarrgarten den Garaus gemacht. Und mit dem Auto auf unseren Erdstraßen in ein Gewitter  hineinzukommen, ist auch alles andere als angenehm, zumal wenn der Weg durch ein Flussbett oder bergauf, bzw. bergabwärts führt.  Kürzlich  musste ich diese Erfahrung auf der Rückfahrt von Tupiza nach Esmoraca  machen.  Bei der Abfahrt von einem 4.300 m hoch gelegen Plateau ins Flusstal von Esmoraca auf einer schmalen Lehmstraße, bei der eine Seite hunderte von Metern  in Schluchten abfällt,  erlebten wir einen sintflutartigen Regen. Und zu allem Unglück fiel dann auch noch der Scheibenwischer aus.  Im Schritttempo, teils mehr rutschend als fahrend, gelangten wir schließlich zur Talsohle runter.

Regenzeit in Esmoraca

Flussdurchquerung

Aber auch  was Arbeiten an Pfarrhaus und Kirche sowie das Instandhalten des Autos angeht,  wird Improvisieren im entlegenen Esmoraca großgeschrieben. Zu den bisherigen Meisterstücken von uns im Pfarrhaus, bzgl. dieser Dinge sind wir ja größtenteils Laien,  gehört das Wechseln von Stahlfedern am Toyota sowie  das Flicken von Autoreifen.  Und unter fachkundiger Mitwirkung  eines Lastwagenfahrers sowie des Pastors  der hier ansässigen Sekte  “Maranátha” holten wir kürzlich in vier Stunden Arbeit  die lank  geriebene Kupplungsscheibe aus dem Getriebe des Pfarrtoyota, nachdem sich dieser keinen Zentimeter mehr fortbewegen wollte. Einer meiner Mitarbeiter musste dann zwölf Stunden mit dem “Turnero”, einem Lastwagen, der eben auch Leute befördert, nach Tupiza fahren, um die Scheibe dort mit Asbest neu belegen zu lassen. Und in der Pfarrgarage wurde sie dann wieder eingebaut. Die Mitarbeit des Pastors zeigt, nebenbei bemerkt, dass wir  mit der hier ansässigen  evangelischen Freikirche ein friedvolles Nebeneinander pflegen.

Schlechte Wege in der Regenzeit

Schlechte Wege in der Regenzeit

In diesem skizzierten Umfeld, was natürlich schon im Vorfeld so einiges an Kraft in Form von Organisation und Improvisation abverlangt, spielt sich unser Pfarrleben ab.  Höhepunkte waren die Erstkommunion und Firmung  in Esmoraca und Casa Grande im November und Dezember des vergangenen Jahres. Von Anfang Advent  bis Neujahr waren mir drei Seminaristen von insgesamt sieben, die in Cochabamba Theologie studieren und zur Diözese Potosí gehören, zugeteilt worden. Diese begleiteten mich  zunächst auf einer zweiten  Seelsorgereise durch einige entlegene Dörfer in Sud Lipez, versteht sich zu Fuß.  Und dann wurden sie in meiner zweiten Pfarrei Talina eingesetzt, um besonders die Kinder auf Weihnachten  vorzubereiten.  In Berque, Quiriza und Chagua, wo sie wirkten, feierte ich dann die   Weihnachtsgottesdienste.  Teil   des Heiligabends war aber auch,      das          in    einem Fluss festgefahrene  Auto  freizuschaufeln; damit waren wir zwei Stunden beschäftigt.

Um Ostern herum  soll dann im Pfarrhaus von Talina  ein Treff für  die Katecheten beider Pfarreien stattfinden.  Den theologischen Teil wird der “Vicario Pastoral”  vom bischöflichen Amt in Potosí übernehmen. Das wird eine größere Veranstaltung werden.  Auch im fernen Bolivien  müssen die  Pfarreien Esmoraca und Talina lernen,  zusammenzuarbeiten und zusammenzuplanen, da sie eben gemeinsam nur einen Pfarrer haben. eine achtjährige Dozententätigkeit im Fach Ethik und Moral an der Normal in Llica  wirkt sich immer segensreicher aus,  in vielen    Dörfern   meiner  beiden  Pfarreien   arbeiten    ehemalige   Studenten als Lehrer und sind bereit, in der Katechese mitzuhelfen.  Besonders in Mojinete  hat sich eine sehr gute Konstellation ergeben.

Im  Pfarrhaus bleibt natürlich noch viel zu tun,  auch wenn  das Notwendigste wie Klos, Dusche und Pfarrsaal bereits installiert, bzw. hergerichtet  sind.  Zum Hausrat fand kürzlich ein neuer Lichtmotor hinzu, nachdem der alte täglich an die zwei Liter Öl verqualmte und “Kerzenpastoral” nicht sehr effektiv ist. Meine “Arbeiter”  sind wiederum größtenteils   ehemalige Studenten der Normal in Llica, die teils als Lehrer  noch keine Arbeit gefunden haben, in Bolivien sind viele Junglehrer arbeitslos, oder eben in den Schulferien nach Esmoraca kommen. Noel, der euch bekannte Katechet aus Llicazeiten, hatte einige Wochen  bei seiner Familie am Salar verbracht, kam anfangs  März aber wieder nach Esmoraca  zurück. Mit ihm kann ich aufs Neue größere Dinge in Angriff nehmen.  Für Ende März habe ich  auch den Architekten, der die Kathedrale von Tupiza recht schön renoviert hat, nach Esmoraca eingeladen,  um  einen Plan für eine neue Kirche in Esmoraca  zu fertigen.  Und mit diesem werde ich mich dann um die Finanzierung kümmern müssen.  Die Wolframmine oberhalb von Esmoraca  will kostenlos den Transport von Baumaterial übernehmen.  Die Residentes, also in Esmoraca geborenen, aber fern der Heimat in  größeren Städten oder in Argentinien  arbeitenden  Esmoraceños  müssen  ebenfalls “aktiviert” werden. ADVENIAT wird hoffentlich auch etwas beisteuern  und bei meinem Heimaturlaub  werde ich dann  noch  den Rest “zusammen betteln”, nach dem Vorbild unseres Pfarrpatrons, dem Hl. Franz von Assisi. Die drei Goldkörnchen,  die man mir  aus Mitleid geschenkt hat, da ich selber noch nicht fündig wurde,  sind wohl mehr ideeller Art.

Hier muss das Auto lang

Hier muss das Auto lang

Nach wie vor  spiele ich noch mit der Jugend Fußball, wenn auch nicht mehr mit eigenem Club. Sport treiben  auf 3.500 Metern Höhe ist sehr gesund und schafft  zudem gute Beziehungen zur Jugend. Einer der ersten Arbeiten in Esmoraca war das Aufstellen der Funkantenne (Beam),  die es mir eben auch ermöglicht, über ein Modem mit Spezialprogramm einfache Emails über Mailboxen in den USA und Kanada zu verschicken und zu erhalten.  Daneben habe ich einen Dipol fürs 40 m-Band. Ohne Kommunikation lässt sich im entlegenen Esmoraca weder arbeiten noch leben. Dass es in Esmoraca und Talina inzwischen  kirchliches Leben gibt,  ist auch euch zu verdanken, die ihr meine  Missionsarbeit  solidarisch mittragt.  Euch allen dafür wieder ein HERZLICHES VERGELT’S GOTT!

Politische Themen  sollten im Rundbrief möglichst  nicht mehr angeschnitten werden, haben mir  informierte Freunde geraten, um zu vermeiden, dass ein Teil meiner Briefe, wie es zu Weihnachten der Fall war, wiederum an die zehn Wochen unterwegs ist oder gar nicht ankommt. Es soll nur kurz erwähnt werden, dass Bolivien inzwischen eine neue Verfassung hat,  die aber noch viele ergänzende Gesetze braucht, um in Kraft zu treten und dass trotz der neuen laizistischen Erziehungskonzeption in meinen Pfarreien weiterhin Schülergottesdienste stattfinden .

Wie ich im Weihnachtsrundbrief schon angedeutet hatte, habe ich vor, im Herbst dieses Jahres, also vom 10. September bis zum 10. Dezember, wieder einmal in die Heimat zu kommen.  Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch den Hl. Franz in Assisi besuchen,  der sich bislang als sehr fürsorglicher  Pfarrpatron erwiesen hat. Ab dem 10.09.2009 bis zum 10.12.2009 bin ich dann unter folgender Mobilfunk Nummer 0152 27357306 zu erreichen.

Ich wünsche euch allen  noch Tage der “Erneuerung” in der Fastenzeit, dann ein GESEGNETES OSTERFEST sowie FROHE PFINGSTEN und verbleibe in Dankbarkeit bis zum Wiedersehen   ” y con saludos cordiales” euer   Padre Dietmar.

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Ermoraca & Mojinete, gehören zur Diözese Potosí

Bischof von Potosi

"Die Pfarreien “San Francisco de Asis” von Esmoraca und Mojinete, gehören zur Diözese Potosí in Bolivien, deren Bischof jetzt Monseñor Ricardo Centellas ist."

Missionsspenden

Neue Bankverbindung ab November 2016:
Missionsspenden: zugunsten einer vielseitigen und lebendigen Pfarrarbeit, sowie Instandsetzung bzw. Neubau verschiedener Kapellen. Missionsgesellschaft vom Heiligen Geist, Pax-Bank Köln Iban: DE29 3706 0193 0021 7330 32 BIC: GENODED1PAX Wichtig mit Vermerk für Padre Dietmar Krämer Bolivien. Sollte es mit der Spendenbescheinigung ‘mal nicht klappen, schickt Frau Bachfeld von der Missionsprokur, Tel.: 02133-869144 oder Email: bachfeld@spiritaner.de auf Anfrage dann die gewünschte Bescheinigung.