Padre Dietmar Kraemer Himno Nacional de Bolivia
 

Herzlich willkommen bei der
kath. Pfarrei Llica "Nuestra Señora de la Asunción" Mariä Himmelfahrt
kath. Pfarrei Tahua "San Juan Bautista"
Johannes der Täufer
Llica/Tahua - Provincia Daniel Campos - Potosí - Bolivia

Llica Osterrundbrief 2008

Liebe Freunde in der Heimat
Ich hoffe, ihr alle seid an Leib und Seele wohlauf.

Meinen Osterbrief beginne ich noch in Llica, wo allerdings schon soweit alles für den Umzug nach Tupiza/Esmoraca gepackt ist. In einem Pfarrhaus zwischen gepackten Koffern, Kisten und Kartons und bei leeren Regalen halte ich bis Ostern die Stellung und dann erlaubt wohl auch die zu Ende gehende Regenzeit den Umzug. Noch steht der Salar teils unter Regenwasser und ist für kleinere Autos nur schwer passierbar. Doch war die Regenzeit bei uns bislang recht trocken verlaufen, während es im Tiefland Boliviens schwere Überschwemmungen gab, die Folgen des Wetterphänomens „el Niño“; auf der einen Seite Überschwemmungen, bei den anderen Trockenheit.

Eine der letzten Amtshandlungen in Llica: zwei junge Lehrer empfingen das Sakrament der Firmung vom Ortspfarrer mit Erlaubnis des Bischofs.


















Eine der letzten Amtshandlungen in Llica: zwei junge Lehrer empfingen das Sakrament der Firmung vom Ortspfarrer mit Erlaubnis des Bischofs.

Am meisten „litt“ unter dem Ende der Ära „Padre Krämer“ die Pfarrjugend. Doch haben viele inzwischen verstanden, das Abschiednehmen nicht nur ’was Trauriges ist, vielmehr auch Freude über das gemeinsam Erreichte bedeuten kann. Meine 15-jährige Missionsarbeit in dieser Pfarrei hinterlässt, denke ich, eine lebendige Gemeinde mit vielen sichtbaren Spuren des unter uns wachsenden Reiches Gottes, und nicht nur in Form von Kapellen oder sonstigen Bauwerken. Die Jugend- und Studentenseelsorge hat doch schon viele Früchte getragen und wird sie weiterhin tragen. Einige von euch werden den Reisebericht von Voxtours, eines deutschen TV-Privatsenders, über den Salar, Llica und die Pfarrei gesehen haben, der Mitte November vergangenen Jahres ausgestrahlt worden war. Ich habe inzwischen auch eine DVD davon erhalten und mir den Film angeschaut: ein amüsanter, wenn auch im Blick auf die Pfarrei nicht sehr tief schürfender Bericht; das, was eben ein Unterhaltungsprogramm bieten muss, um eingeschaltet zu werden. Für mich ist’s eine nette Erinnerung an meine Zeit in Llica. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird die Pfarrei Llica wieder von Uyuni aus mitverwaltet, wo ebenfalls ein neuer Pfarrer angefangen hat.

Das Semester an der Fachhochschule „Franz Tamayo“ begann Mitte Februar mit der gewohnten „Unnormalität“ oder in anderen Worten, mit einem Trauerspiel. Derweil die Studenten eingetrudelt sind, ist drei Wochen nach Semesterbeginn noch unklar, wer die Dozenten sein werden. Die Interessenten müssen sich erst noch einem vom Erziehungsministerium ausgeschriebenen Auswahlverfahren unterziehen, was dauernd verschoben wird. So verbringen die knapp 800 Studenten und Studentinnen die Zeit eben mit Sportturnieren oder Arbeitseinsätzen fürs Bürgermeisteramt. Sie helfen Strommasten setzen für die Elektrifizierung Llicas, füllen Schlaglöcher in unseren schlechten Strassen aus usw. Ende April soll dann die Olympiade aller bolivianischen Fachhochschulen für Lehrerausbildung in Llica stattfinden. Sogar der Präsident Evo wird zum Eröffnungsakt erwartet. Vorbereitungen für diese Großveranstaltung, an die 1000 Studenten, Lehrer sowie andere Gäste werden erwartet, fanden bislang kaum statt. Zunächst hat es ja noch keine bestätigten Dozenten, weiter fehlt es an Sportstätten, hygienischen Einrichtungen, auf einen Nenner gebracht: beinahe an allem. Ja, und irgendwann müsste wohl auch noch etwas studiert werden.
Meine Jahre als Dozent ad honorem an selbiger Institution möchte ich bei all dem erlebten Durcheinander nicht missen, haben sie mir doch tiefe Einblicke in das Innere des „magisterio boliviano“, also der bolivianischen Lehrerschaft, gewährt und dazu eine zahlreiche Pfarrjugend beschert. Inzwischen ist auch der auf meine Fürsprache von der deutschen Botschaft in La Paz grundfinanzierte Kindergarten auf dem Gelände der Normal mit kirchlichem Segen und Llamablut eingeweiht worden. Den andinen Opferteil zu Ehren der Pachamama, der Mutter Erde, hatten sie bereits im Morgengrauen getätigt, sehr zum Unmut eines aus Potosí angereisten Vertreters der Regierung des Departamentes. Dem wäre Blut lieber als Weihwasser gewesen.

Der Pfarrclub Bayern Munich wird natürlich weiter bestehen und hat auch schon einen neuen jüngeren Präsidenten. Man muss lassen können, bevor einem genommen wird, heisst’s so schön. Der neue Vorstand ist jetzt auf der Suche nach einem neuen Torwart, da ich ja nicht mehr zur Verfügung stehe. Oliver Kahn beendet seine Profi-Karriere mit vierzig, ich jetzt eben meine Hobby-Karriere mit Anfang fünfzig.

die Pfarrkirche „San Francisco“ von Esmoraca

In der von tiefen Schluchten durchzogenen neuen Pfarrei Esmoraca werde ich dann lernen müssen, unter Bergleuten , also den „mineros“, zu leben und ihnen das Evangelium nahe zu bringen. Das wird ebenfalls nicht einfach sein, da unsere Mineros in einer ihnen eigenen von Gebräuchen und Riten bestimmten Welt leben und arbeiten. Um erfolgreich zu sein, also auf reiche Mineraladern zu stossen, müsse man sich mit dem Tio, dem Minengeist, gut verstehen. In Form eines Teufelchens findet man sein Figürchen an den Eingängen zu den Stollen. Der Tio verschenkt seine Dienste natürlich nicht, er verlangt auch ’was dafür. So werden ihm Alkohol, Kokablätter und Blut als Opfergaben dargebracht. Und zu diesen Bergleuten mit meist kinderreichen Familien muss der neue Pfarrer von Esmoraca nun eben einen Zugang finden. Doch wohnt jedem Neuanfang ein Zauber inne und auch habe ich noch nicht das Alter von Abraham, als dieser fünfundsiebzig jährig von Ur in Mesopotamien nochmals zu Neuem nach Kanaan aufbrach. Derweil die Minen in den Bergen liegen, betreiben andere in den von Flussläufen durchzogenen Schluchten Ackerbau und Viehzucht.
 

die Pfarrkirche „San Francisco“ von Esmoraca

 

In der Regenzeit werden diese Bächlein zu gefährlich reissenden Flüssen, die schon manchen Lastwagen mitgenommen haben. In Esmoraca und Mojinete, die grösseren Orte in der Pfarrei, gibt es dann auch Schulen bis hin zum Colegio, einer Art Gymnasium. Dort gedenke ich wieder ehrenamtlich Religionsunterricht zu erteilen.

Derweil das Pfarrhaus in Esmoraca bald bewohnbar sein wird, es fehlen nur Dusche und Klo im Haus, befindet sich die dem Hl. Franz geweihte Pfarrkirche in einem erbärmlichen Zustand. Diese werde ich wohl im Laufe der Jahre auch mit eurer Hilfe, liebe Freunde, renovieren.
Meine Amtseinführung als Pfarrer von Esmoraca findet am 27. April durch den Weihbischof von Potosí, Monseñor Ricardo Centellas, statt. Ich lasse mich also ins Amt einführen, wie es in der Erzdiözese Freiburg einem Dekan gebührt.

Im letzten Rundbrief erwähnte ich als möglich weitere zu übernehmende Pfarrei in dieser Gegend Talina. Ein dort einige Monate wirkender konfliktiver argentinischer Priester hat diese Pfarrei aber derzeit „unbesetzbar“ gewirtschaftet. Um seiner Versetzung zu entgehen, hatte er einige Gruppen auch gegen den Bischof von Potosí mobilisiert. Endlich gegangen, hinterließ er einen Scherbenhaufen.
 

Abbau der Antenne

Prof Raul unvergessliche Personen

Abbau des fernsehsenders Llica Canal-11

Viele von euch unterstützen meine Missionsarbeit mit ihrem Gebet sowie solidarischen Spenden und erwarten natürlich auch ein persönliches Dankeswort, was oft lange auf sich warten lässt. Grund dafür ist aber nicht meine Schreibfaulheit, als vielmehr die schleppend funktionierende Post. Briefe vom Hauptpostamt in La Paz brauchen bis zu 4 Wochen nach Deutschland. Und viele eurer Weihnachtsbriefe erhielt ich um Karneval herum. Wie dem auch sei: allen lieben Wohltätern und Förderern meiner Missionsarbeit an dieser Stelle wieder ein HERZLICHES VERGELT’S GOTT. Optimal funktioniert hingegen das Emailen an DIETKRAM@YAHOO.DE , da geht nichts verloren.

Zum Schluss noch ein Wort zur großen Politik. Eine neue Staatsverfassung wurde inzwischen von der Regierungspartei MAS, der „Bewegung zum Sozialismus“, sowie ihren Alliierten verabschiedet, welche bei der Mittelschicht aufwärts wenig Sympathien findet. Und da die Dialogfähigkeit in unseren Breiten allgemein unterentwickelt ist, löst ein sozialer Konflikt den anderen ab. Kirche spielt dabei aber keine große Rolle mehr, da Religion nach der neuen sozialistischen Ideologie Privatsache zu sein hat.

Euch allen wünsche ich ein GESEGNETES OSTERFEST sowie FROHE PFINGSTEN!
Den nächsten Brief erhaltet ihr nicht mehr wie bisher zu Mariä Himmelfahrt, dem Pfarrfest Llicas, sondern zum Pfarrfest Esmoracas, zum Fest des Hl. Franziskus von Assisi, am 04. Oktober.
Nochmals mit herzlichen Grüßen  und in Dankbarkeit

Padre Dietmar Krämer
 

Abbau des Fernsehsenders Llica Canal-11

 

 

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P. Dietmar Krämer, Casilla 194, Tupiza, Bolivien

Bischof Diözese Potosí Die Pfarreien Llica und Tahua gehören zur Diözese Potosí in Bolivien, dessen Bischof MONS. Ricardo Centellas ist.

Weltkirche: www.padre-dietmar-kraemer.de/ und www.llica-bolivien.de/

Llica/Tahua gehören zur Diözese Potosí Bolivien

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