Padre Dietmar Kraemer Himno Nacional de Bolivia
 

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Johannes der Täufer
Llica/Tahua - Provincia Daniel Campos - Potosí - Bolivia

Llica Weihnachtsrundbrief

Liebe Freunde in der Heimat
Zum bevorstehenden Weihnachtsfest soll Euch auch von den Höhen der Anden ein froher Gruß erreichen. Ich hoffe, Ihr seid alle soweit wohlauf. Auf dem Foto seht Ihr Schüler beim Gottesdienst in Esmoraca, einem entlegenen Dorf ganz im Süden des Landes an der argentinischen Grenze, auf 3 450 m Höhe.  Und damit ist die Katze aus dem Sack: nach 13 Jahren erfolgreicher Pfarrarbeit in Llica und Tahua - und obwohl ich doch schon „Institution“ in Llica sei, so hatte kürzlich ein lieber Freund in seiner Email geschrieben -  gedenke ich mich nochmals zu verändern und werde mit großer Wahrscheinlichkeit, bei uns kann man ja nicht so planen wie in Old Germany, die Pfarrei Esmoraca übernehmen, welche bislang von Redemptoristenpadres aus Tupiza mitverwaltet wurde; eine Pfarrei im relativen Sinne, da diese verlassenen Landsprengel ja keine festen Strukturen aufweisen. Eventuell kommt dann auch noch ein Gebiet in Richtung Villazón dazu, die „Pfarrei“ Talina, das muss aber noch „verhandelt“ werden, da es nicht zu den Redemptoristen gehört.

Schülergottesdienst in ESMORACAVorausgegangen war und ausgelöst hatte diese Entscheidung  ein kurzer Besuch beim Bischof in Potosí, der mir eigentlich nur eine Bescheinigung für die Erneuerung meines bolivianischen Personalausweises ausstellen musste. Bei dieser Gelegenheit fragte er mich wieder einmal, ganz nebenbei und humorvoll, ob ich denn wirklich „ewig“ in Llica bleiben möchte; natürlich nicht. Zudem ist’s immer besser, noch bei Beliebtheit zu gehen als mal gegangen zu werden bzw. selber zu agieren als zu reagieren.  Nach dem eucharistischen Kongress in Uyuni, Mitte Oktober, hatte ich mir die neue Stelle dann einmal angeschaut. Von Llica war es über Uyuni und Atocha nach Tupiza gegangen, das sind so knapp 400 km, und von dort die restlichen 130 km  in einer fünfstündigen Berg- und Talfahrt  nach Esmoraca.  Der erste Eindruck war „niederschmetternd“:  einfache, aus roten Lehmbacksteinen erbaute Häuser und eine recht heruntergekommene Pfarrkirche, die dem Hl. Franziskus geweiht ist. Da fiel mir spontan die Christusvision des Hl. Franz in San Damiano ein: „Franz, stelle mein verfallenes Haus wieder her“; gemeint war’s auch im spirituellen Sinne. Das Pfarrhaus ist hingegen in besserem Zustand.  Wie dem auch sei, schließlich gewann dann mein missionarisches Charisma Überhand und Esmoraca als neue Aufgabe und Herausforderung begann mich zu interessieren.  Zur neuen Pfarrei gehören auch einige Minen. In der Regenzeit ist der Pfarrsitz  wegen der ihn umgebenden Flüsse wohl kaum mit dem Auto zu erreichen. Natürlich bieten sich für einen Neubeginn auch andere, geordnetere Pfarreien an, darunter war Uyuni vom Bischof ins Gespräch gebracht worden  Einen Wechsel erschwert die Tatsache, dass Llica nach mir mit großer Wahrscheinlichkeit keinen Pfarrer mehr vor Ort  haben und so wiederum von Uyuni aus pastoriert  werden wird. Priestermangel ist auch bei uns zu spüren. Doch hatten die Menschen hier immerhin über 10 Jahre lang die Möglichkeit, Kirche und christliches Leben kennenzulernen und so in einer lebendigen Pfarrgemeinde mitzumachen. Und wer davon Gebrauch gemacht hat, wird auch ohne Pfarrer vor Ort diesen Weg weitergehen. Pfarrei ist mehr als religiöses „Versorgtsein“.

Die Wege in der neuen Pfarrei führen oft durch Flüsse, die in der Regenzeit meterhohe Wassermassen mit sich führenNeugierige unter Euch werden schließlich noch wissen wollen, wann der Umzug stattfindet. Im November und Dezember, also vorm Einsetzen des Regens, möchte ich schon mal für ein paar Wochen in Esmoraca verweilen, um das Pfarrhaus mit Helfern aus Llica in einen bewohnbaren Zustand zu versetzen. Trotz  mehr als 20 Jahren Leben in der Mission hat man eben gerne ein Klo und eine Dusche im Haus. Dass es dort weder Strom noch Telefon gibt, bin ich ja von Llica her gewohnt.  Dann gilt es als Altlast ein so genanntes „Krankenwagen-Problem“ zu lösen. Die Redemptoristen in Tupiza  hatten dem Hospital in Esmoraca eine Ambulanz gesponsert, welche die Krankenhausverwaltung aber hat verkommen lassen. Daraufhin wurde der Wagen dem Hospital eben wieder weggenommen, was zu Verstimmungen auch in der Bevölkerung geführt hat. Und wenn schließlich alles klar ist, muss nur  noch der Hausrat, einige Möbel, nicht zu  vergessen  der pfarreigene  Fernsehsender  Canal  11 - meinen Fußballclub Bayern Munich lasse ich im Hinblick auf mein Alter in Llica zurück - ins 530 km entfernte neue Domizil gekarrt werden. In Anbetracht der Tatsache, dass der  Salar bald unter Regenwasser stehen wird und reißende Flüsse den Zugang zu Esmoraca erschweren, wird der Umzug wohl nicht vor Ostern 2008 abgeschlossen sein. Mitte Oktober fand in Uyuni der lange und intensiv vorbereitete  eucharistische Kongress der Pastoralzone Salar statt, an dem neben den beiden Potosiner  Bischöfen auch der Bischof  von Calama in Chile teilnahmen. Llica war mit einer Abordnung von 30 meist jugendlichen Teilnehmern vertreten. Das dreitägige Treffen hatte die Erfahrung der Emmaus-Jünger zum Leitwort: „Und sie selbst erzählten … wie sie ihn beim Brotbrechen erkannten“ (Lk 24,35).  In Workshops für Kinder, Jugendliche und Erwachsene  wurde das Thema  Eucharistiefeier behandelt und vertieft. Höhepunkte des Tages waren  die gemeinsamen Gebetszeiten sowie die abendliche Messfeier.  Der Kongress schloss mit einem feierlichen und gut besuchten Gottesdienst in der Sporthalle Uyunis  sowie einer Prozession mit dem Allerheiligsten durch die Strassen Uyunis. Bei diesem Kongress lernte ich durch Zufall auch einen Schweizer Priester kennen, der in der Mission arbeiten möchte. Versteht sich, dass ich ihm Llica schmackhaft zu machen versuchte und ihn dann auch für ein paar Tage nach dorthin mitnahm.  

Jugendliche aus Llica beim eucharistischen Kongress in UyuniUmzug hin, Umzug her, das Pfarrleben in Llica verläuft davon zunächst unberührt in seinen geordneten Bahnen. Die Erstkommunionfeier steht noch an und zu Semesterende soll der von der Deutschen Botschaft auf meine Vermittlung hin finanzierte Kindergarten auf dem Gelände der Lehrerausbildungsstätte endlich eingeweiht werden. 

Über die Pfarrgrenzen hinaus findet meine jahrelange Präsenz an der Normal „Franz Tamayo“ als ehrenamtlicher Dozent im Fach Ethik und Moral sowie die damit verbundenen Früchte in Form von kirchlich aufgeschlossenen, jungen Lehrern Anerkennung. So traf ich auch im entlegenen Esmoraca drei aus der Normal „Franz Tamayo“ hervorgegangene Lehrer, die meine Schüler waren. Die Mühen dort waren also nicht umsonst. Inzwischen hat es auch eine neue Studentengewerkschaft,  die bezüglich der Pfarrei wieder versöhnlichere Töne anschlägt.

Einige von Euch werden inzwischen auch den im letzten Rundbrief angekündigten Reisebericht von VOX-TOURS über den Salar, Llica und die Pfarrei im Fernsehen gesehen haben und so noch besser informiert sein. Die deutsche TV-Zeitung HÖR ZU beschrieb mich liebevoll in ihrem Hinweis auf die Sendung als „den fußballnärrischen deutschen Geistlichen“. Tja, wer zu „normal“ ist, kommt eben nie ins Fernsehen. Für Esmoraca muss ich mir natürlich ’was Neues einfallen lassen. 

Im „Kampf gegen den internationalen Imperialismus“, so der offizielle Sprachjargon, hat Bolivien einen weiteren Verbündeten gefunden. Nach einem Besuch des iranischen Präsidenten in La Paz waren feierlich mit diesem Land diplomatische Beziehungen aufgenommen worden, derweil die Yankees, also die Staatsbürger der USA, jetzt für Bolivien Einreisevisen mit Angabe einer genauen Reiseroute benötigen, also, den Pakistanis, Indern, Chinesen etc. gleichgestellt wurden.  So ändern sich die Zeiten. Auch flatterten kürzlich im Winde Llicas kubanische und venezuelanische Fahnen  anlässlich einer Feier zum Sieg über den Analphabetismus in unserer Provinz.  

Doch stehen pfarrliche Arbeit und kirchliche Präsenz über der Tagespolitik  mit  ideologischen Floskeln und Moden. Und so möchte ich an dieser Stelle wiederum allen lieben Freunden herzlich danken, die durch ihre materielle Solidarität und ihr Gebet dazu beigetragen haben, dass es in Llica eine lebendige Pfarrgemeinde gibt und auch weiterhin geben wird. Und auf diese Eure Solidarität bauend, soll auch in Esmoraca lebendiges Pfarrleben erblühen. 

Bei uns auf der südlichen Erdhalbkugel beginnt der Sommer und entsprechend sind die weihnachtlichen Gebräuche und Gefühle natürlich andere. Doch eint uns im Norden wie im Süden die Freude über die Geburt des Jesuskindes in Bethlehem,  von dem wir als Christen  die Erlösung und Heilung unserer Welt erwarten. Sich schnell wandelnde politische Ideologien doktern daran nur herum.

Ich wünsche Euch allen  besinnliche Tage im Advent, ein FROHES WEIHNACHTSFEST  sowie ein GUTES UND GESEGNETES  NEUES JAHR  2008, auch bei guter Gesundheit.

Die Funkamateure unter Euch wird es bestimmt freuen, dass ich in Esmoraca wieder häufiger QRV sein möchte, da ich dort von der Außenwelt noch mehr abgeschnitten bin als in Llica.  So hatte ich in La Paz kürzlich schon meine abgelaufene CP-Funklizenz  erfolgreich erneuert. Bei der Aufstellung der Antennen wird mir mein Pfarrnachbar, P. Claus Braun, CP4BT,  aus dem nur 130 km Luftlinie entfernten San Pablo de Lipez bestimmt helfen. Mit dem Auto sind es zu ihm allerdings mindestens 5 Stunden Fahrt.
Nochmals mit herzlichen Grüßen  und in Dankbarkeit

Padre Dietmar Krämer

 

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P. Dietmar Krämer, Casilla 194, Tupiza, Bolivien

Bischof Diözese Potosí Die Pfarreien Llica und Tahua gehören zur Diözese Potosí in Bolivien, dessen Bischof MONS. Ricardo Centellas ist.

Weltkirche: www.padre-dietmar-kraemer.de/ und www.llica-bolivien.de/

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