Padre Dietmar Kraemer Himno Nacional de Bolivia
 


Herzlich willkommen bei der
kath. Pfarrei Llica "Nuestra Señora de la Asunción" Mariä Himmelfahrt
kath. Pfarrei Tahua "San Juan Bautista"
Johannes der Täufer
Llica/Tahua - Provincia Daniel Campos - Potosí - Bolivia

Rundbrief aus Llica im August 2006

Liebe Missionsfreunde!
Aus dem bitterkalten Hochlandwinter Boliviens soll euch im spätsommerlichen Deutschland zunächst ein froher Gruß erreichen, in der Hoffnung, dass es euch allen soweit gut geht.

Feier des 25zig-jährigen Priesterjubiläums in Llica, in der Mitte der Bischof von Potosí, Monseñor Walter Pérez.

Ein schöner Höhepunkt der letzten Wochen in der Pfarrei war wohl die Feier meines SILBERNERN PRIESTERJUBILÄUMS. Dazu war auch der Bischof aus Potosí zusammen mit einigen Pfarrerkollegen angereist. Und damit das Ganze nicht zu sehr zu einem „Personenkult“ wird, 25 Jahre Priester ist ja nicht nur eigener Verdienst, sondern auch Zeichen des Wirkens und der Gnade Gottes, legte ich auf selbigen Sonntag auch die Taufen von 25 erwachsenen Jugendlichen, meist Studenten der hiesigen Fachhochschule, sowie einige Firmungen. Das Festchen begann mit einem kleinen Platzkonzert vor der Kirche. Dazu musste zunächst aber erst der Platz von einigen angetrunkenen „narcos“, also im Drogenhandel tätigen Jugendlichen geräumt werden. Die haben eben das Geld, um sich zu besaufen. Für die Gäste, obgleich alle Bolivianer, war diese Umgebung natürlich ungewohnt, doch ging es dann bald „normal“ weiter.

Zusammen mit dem Bischof versuchte ich dann auch in Llicas “Bürgermeisterkonflikt“ zu vermitteln, doch ohne Erfolg. Seit Monaten ist das Bürgermeisteramt wegen interner Streitigkeiten der Stadträte sowie anderer Ortsautoritäten geschlossen, es funktioniert nur noch leidlich die Wasser- und Stromversorgung.
Nicht viel besser ging es im ersten Semester an unserer pädagogischen Fachhochschule „Franz Tamayo“ zu, ein Streik folgte dem anderen. Anfangs gab es noch einen „Feind“ von außen, das war die Uni in Potosí, dann gerieten sie sich aber zunehmend untereinander in die Haare. Die Studentenvertretung wurde wegen „Misswirtschaft“ gekippt etc., etc. Trotz aller Wirren nimmt aber der von der Deutschen Botschaft in La Paz auf meine Initiative hin finanzierte Kindergarten für die Kids der Studenten auf dem Gelände der Hochschule Gestalt an, der in diesem Jahr extrem kalte Winter hat die Arbeiten verzögert, und ich erteilte im 1. Semester wiederum ehrenamtlich Unterricht in Ethik und Moral. Das kann sich aber ändern, denn, nach dem neuen Erziehungsminister, einem jungen Soziologen, inspiriert von einem konfusen Pädagogenkongress in Sucre, soll die Erziehung wie der Staat in Bolivien zukünftig “laica“ sein, also frei von religiösen Elementen. Und mit diesem Thema stehen wir bereits wieder in der großen Politik des „revolutionären“ Boliviens, zur Zeit eben das interessante Thema. Apropos „laico“, in der Indiosprache Quechua hat das Wort „laiqa“ den Sinn von „über jemanden schlecht sprechen, ihn verhexen.“

Abschlussprüfung an der pädagogischen Fachhochschule
„Franz Tamayo“

Füllten anfangs die Verstimmungen mit den USA die Zeitungen, gelangten mit der Verstaatlichung der Erdgasvorkommen am 1. Mai. die multinationalen Konzerne ins Kreuzfeuer der Kritik. Ja, und kürzlich fand sich nun auch die katholische Kirche im Auge des „Revolutionszyklons“. Auslöser war der Religionsunterricht an staatlichen Schulen. Der habe in einem „estado laico“ nichts zu suchen, so der Erziehungsminister, und dann ging’s mit Argumenten aus der ideologischen Mottenkiste weiter. Die Kirche hätte seit 514 Jahren ja immer nur auf der Seite der Reichen gestanden, einige Bischöfe seien Lügner etc. Evo, der Präsident, beklagte dann auch noch die inquisitorischen Attitüden einiger Bischöfe. Das ganze Spektakel ließe nun einen Außenseiter vor Schreck erbleichen, doch gehen auf unserem Kontinent bekanntlich die Uhren anders und es wird in Vergleich zu Europa noch weniger heiß gegessen als gekocht. Es kam dann zu einem Spitzentreffen zwischen Evo, dem Präsidenten, mit weiteren Regierungsvertretern sowie dem Kardinal Terrazas zusammen mit einigen Bischöfen. Und wie sollte es auch anders sein, mit „shake hands“ und versöhnlicheren Tönen endete das Ganze. Wie lange der Burgfrieden allerdings währt, „veremos“. Das Verhältnis von Kirche und Staat steht in der Tat auf einer veralteten Basis, - für zivile Anträge sowie andere Formalitäten beispielsweise ist auch heute noch oft ein Taufzeugnis beifügen, - und muss unbestreitbar aktualisiert werden. Doch macht dabei der Ton die Musik. Und Bolivien hat, denke ich, bei weitem wichtigere Probleme in naher Zukunft zu lösen als das Verhältnis von Staat und Kirche. Eine gerechtere Behandlung und Einbindung in das staatliche Leben der „indígenas“, also der Indios und Campesinos, wäre beispielsweise so ein Punkt.

Am 06. August, dem Nationalfeiertag, beginnt in Sucre die neue Versammlungsversammlung zu tagen. Die Mitglieder waren im Juni gewählt worden und da kam die Regierungspartei MAS (Movimiento al Socialismo) immerhin auf 50,7%, was für freie Wahlen schon ’was ist.

Doch wollen wir nochmals nach Llica zurückkehren, wo von der „Revolution“ bislang wenig zu verspüren ist, abgesehen von zwei neuen Ärzten aus Kuba, die im Rahmen der so genannten „antiimperialistischen Allianz“ zwischen Bolivien, Kuba und Venezuela seit einigen Wochen in Llica wirken und scheint’s von Venezuela aus gesponsert werden.

Das Emblem des pfarrlichen Sportclubs BAYERN MUNICH

Sie wohnen neben dem Pfarrhaus und sind sehr leutselig. Einige der zu hunderten nach Bolivien entsandten Kubaner haben ihre Mission benutzt, um sich „abzusetzen“.

Das Emblem des pfarrlichen Sportclubs BAYERN MUNICH, siehe Foto oben, wurde kürzlich an einer Wand in der Sporthalle Llicas gemalt. Und vor dem Werke steht strahlend der Präsident des Vereins, meine Wenigkeit.
Jugendarbeit braucht ja bekanntlich Ideen und so macht die Pfarrei eben seit Jahren auch im Sportturnier der Provinz mit. Diese sportliche Beteiligung bringt mir neben vielen nützlichen Kontakten zur Jugend eigentlich die einzigen Problemchen ins Pfarrhaus. Es ist eben im Fußball überall auf der ’mal so, dass jeder gewinnen möchte und der Verlierer sich ärgert. Und Bayern Munich gewinnt fast eben immer …

Da die Seelsorge in der Pfarrei bekanntlich im Pfarrhaus beginnt, dass heißt, dort die Chemie stimmen muss, wieder einmal ein paar Worte zu den Mitarbeitern. Noel Apala, der langjährige Katechet, ist nach wie vor die Seele der Pfarrei und das „Mädchen“ für alles. Der Seminarist Luis Alberto, mit Spitznamen „Pepino“, ist für den Religionsunterricht am Colegio sowie Jugendarbeit zuständig. Die Religionslehrerin Jenny, eine Schwester des für alle Rundbriefleser unvergesslichen Religionslehrers Raúl aus Uyuni, war nach in der Pfarrei Uyuni wegen einiger Ungeschicklichkeiten in Ungnade gefallen, sie verbringt dieses Jahr „im Exil“ in Llica, kocht also im Pfarrhaus und hilft bei der Erstkommunion- und Firmkatechese mit. Und schliesslich ist noch Miguel, ein Student der Zahnmedizin, mit von der Partie. Sein Freisemester verbringt er in Llica als pfarrlicher Gärtner, Zimmermann, Mauer etc. Versteht sich, dass all die Mitarbeiter auch ein kleines Gehältchen erwarten. Aber das ist, denke ich, eine gute Investition; denn, ohne Mitarbeiter läuft eben weniger.

Die Pfarrei „Nuestra Señora de la Asunción“ hat nicht nur gute Mitarbeiter, sondern auch viele gute Freunde und Wohltäter in Deutschland. Und für die gezeigte materielle sowie spirituelle Solidarität mit uns hier möchte ich euch allen wiederum ein ganz herzliches VERGELT’S GOTT sagen. Sozialismus hin, Sozialismus her, - das ist Tagespolitik -, unsere einfachen Campesinos fühlen sich durchweg als Christen und sind so dankbar für eure solidarische Mithilfe. In meinen 13 Jahren Dienst in Bolivien fühlte ich mich von den Menschen hier immer angenommen und geschätzt trotz unserer unterschiedlichen Mentalitäten und Denkweisen. Wer in Deutschland aufgewachsen ist, dort studiert hat, kann 100 Jahre in Südamerika leben, ein richtiger Latino wird er nie, zu unterschiedlich sind die Lebensweisen. Ich lerne jeden Tag neu dazu und revidiere meine Haltung den Leutchen gegenüber. Zudem bete ich viel um Geduld und Humor.

Grosse Ereignisse, sagt man, werfen ihren Schatten voraus. Am 19. September soll es von La Paz aus über Caracas nach Frankfurt gehen, zum so genannten Heimaturlaub. Ich freue mich schon darauf, viele von euch bei dieser Gelegenheit wieder ’mal in alter Frische zu treffen; und keine Sorge, auch ich bin älter und weis(s)er geworden. Nach alter Tradition werde ich mein „Hauptquartier“ wieder im schönen Sasbachwalden bei der Fam. Zink aufschlagen. Damit diese nicht allzu sehr unter den lieben Telefonanrufen leiden muss, wird mir Fam. Adelmann aus Offenburg ein Handy, bzw. vornehm ausgedrückt, ein Mobiltelefon zur Verfügung stellen. Die Nummer mit Ankunft in Frankfurt, am 20. September, 11:00 lautet: 0174 4817620. Da könnt ihr dann Tag und Nacht anläuten.
Am Sonntag, den 22. Oktober, ein paar Tägchen nach meinem 52. Wiegenfeste, findet in der Herz-Jesu-Kirche in Freiburg, wo ich damals meine Primiz gefeiert habe, ein Gottesdienst in Erinnerung des denkwürdigen Tages statt. Natürlich ist es noch nicht das goldene Pristerjubiläum, aber „algo es algo“, d.h., etwas ist etwas. Näheres dazu könnt ihr der „Beilage“ entnehmen.

Es gäbe noch viel zu Berichten, bzw. auch zu Wiederholen, aber das würde den Rahmen eines Missionsbriefleins sprengen. Im bevorstehenden Heimaturlaub lässt sich zudem der verbleibende Wissensdurst einiger von euch stillen. Wichtig ist, dass ihr, liebe Freunde, wisst, dass wir, die Hauptamtlichen in der Pfarrei Llica, trotz aller Schwierigkeiten mit Freude am Wachsen des Reiches Gottes auch in diesem entlegenen Winkel des Globus arbeiten.
Ein leidiges Thema, das noch ganz zum Schluss, war der „Kollaps“ des Briefverkehrs von Deutschland nach Bolivien. Seit Februar 2006 hatte ich kaum noch Post erhalten. Umgekehrt ging und geht es etwas besser, doch brauchen Briefe inzwischen mehr als doppelt so lange.

Nochmals „con saludos cordiales“ und in Dankbarkeit
Padre Dietmar Krämer

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