Herzlich willkommen bei der
kath. Pfarrei Llica
"Nuestra Señora de la Asunción" Mariä
Himmelfahrt
kath. Pfarrei Tahua "San Juan Bautista" Johannes
der Täufer
Llica/Tahua - Provincia Daniel Campos - Potosí -
Bolivia
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Nachrichten von
Padre Dietmar Krämer
in Llica Bolivien
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Liebe
Missionsfreunde, GRÜSS GOTT!
Ich hoffe, meine Zeilen
erreichen Euch bei guter Gesundheit und allgemeinem
Wohlergehen in der frühlingshaften Heimat.
Nachdem mein Weihnachtsbrief gute drei Wochen von
Uyuni nach Deutschland brauchte und so bei vielen von
Euch nach Weihnachten ankam, soll es auf Ostern
besser klappen.
Auf der Titelseite der Erinnerungszeitschrift
"Promoción 02/2004", links im Bild,
lächle ich wieder als Pate von 80 Junglehrern der
Normal "Franz Tamayo", die nach Weihnachten
04 ihre Aussendungsfeier hatten. Dreimal haben mich
die Studenten nun schon damit "beehrt",
bzw. wurde ich "heimgesucht". Andererseits
spiegeln diese Ernennungen aber auch das
vertrauensvolle Verhältnis von Studentenschaft und
Pfarrei wieder.
Der Religionsunterricht an bolivianischen Schulen ist
ja nicht Domäne der Kirchen, vielmehr kann jeder
Lehrer das Fach "Religion, Ethik und Moral"
unterrichten. Besonders die Lehrergewerkschaft legt
großen Wert darauf, dass die staatliche Erziehung
weltanschaulich neutral zu sein habe. Beim
so genannten "magisterio urbano", der in den
Städten gewerkschaftlich organisierten Lehrerschaft,
hat die Kirche aber noch Lehrstellen, die sie mit
ihren Kandidaten besetzen kann. Und darunter fällt
auch der Religionsunterricht am Colegio in Llica.
Auf diesem recht laizistischen Hintergrund ist es
für mich, in der Tat, ein Erfolg, mit meinem
ehrenamtlichen Ethikunterricht an der staatlichen
Lehrerausbildungsstätte bei der Ausbildung von
zukünftigen Grund- und Hauptschullehren mitmischen
zu können. Zumindest einige von ihnen werden später
an irgendeiner Landschule Religion unterrichten
müssen, wofür sie, abgesehen von meinem Unterricht,
keine Vorbereitung erfahren haben. Allen gefällt
meine Präsenz an der Normal von Llica natürlich
auch nicht, aber als gestandener Pfarrer muss man
Druck aushalten können.
Nachdem es bei der Aussendungsfeier der Junglehrer
vor ein paar Wochen noch geheißen hat, dass unsere
Normal wegen der sich abzeichnenden Lehrerschwemme in
Bolivien in diesem Jahr keine Anfangssemester mehr
aufnehmen wird, wurden vor ein paar Tagen doch wieder
Aufnahmeprüfungen ausgeschrieben, und nicht nur, wie
bisher, für Grund- und Hauptschullehrer, die
Angebotspalette wurde sogar noch erweitert, auch
Gymnasiallehrer sollen jetzt in Llica ausgebildet
werden.
Dieses heute "sí", morgen "no",
diese Wankelpolitik also, in sozialen Bereichen, in
der Politik, ist für mich ein entscheidendes Hemmnis
bei der Entwicklung der Länder Südamerikas; das
nebenbei bemerkt.
Als neuer Religionslehrer für die der Kirche
zustehende Stundenzahl am Colegio wurde der
Seminarist Herberth für ein Jahr nach Llica
angewiesen. Er hat bereits sein Philosophiestudium
hinter sich, und bevor er mit dem Theologiestudium am
nationalen Priesterseminar in Cochabamba weitermachen
kann, muss er wie alle anderen Seminaristen zunächst
für ein Jahr in eine Pfarrei. Das noch zu lösende
Problem ist, dass völlig unerwartet der bisherige
Reli-Lehrer Raúl, den Ihr als treue Rundbriefleser
ja bestens kennt, trotz Versetzung an eine andere
Schule wieder in Llica aufgetaucht ist. Der
"Subdelegado" für die Religionslehrer von
Uyuni und Llica mit seiner halben Planstelle gehört
eben dazu, der Pfarrer von Uyuni scheint Anträge
nicht oder falsch gestellt zu haben. Und da er über
Karneval seinen wohlverdienten Urlaub in Cochabamba
verbringt, hat sich zunächst mal diese unangenehme
Situation einer Doppelbesetzung ergeben.
Seine Feuerprobe hat Herberth, der Neue also, gleich
am zweiten Tag in der Pfarrei bestanden. Im Rahmen
der zahlreichen Einladungen zu Messfeiern um Mariä
Lichtmess herum, begleitete er mich in ein entlegenes
Bergdorf. Auf dem Weg dorthin mussten wir einen Teil
des schon unter Regenwasser stehenden Salars
durchqueren bei tiefer Wolkendecke, also miserabler
Sicht. Mit Ach und Krach fanden wir die entsprechende
Salarausfahrt und reihten uns als Letzte in eine
Karavanne von "chutos", also aus Chile
eingeschmuggelten Fahrzeugen ein, deren Fahrer an
einer Kontrollschranke mit alten Flinten bewaffneten
Campesinos am Diskutieren waren. Plötzlich durften
alle durchfahren, derweil für uns die Schranke
wieder runter ging. Einige Flintenträger erkannten
mich erfreulicherweise aber und meinten recht
enttäuscht: "Die haben alle gesagt, der im
letzten Auto sitzt, sei der Chef und zahlt dann den
Wegzoll." Versteht sich, dass ich nicht zahlte.
Die Messfeier im Bergdorf war dann gut besucht, die
Zahl der angetrunkenen Kirchenbesucher erfreulich
gering. Trunkenheit bei Festen ist bei uns nichts
Besonderes, angefangen vom einfachen Campesino, also
Bauern, bis hin zum Bürgermeister oder Direktor
General der Lehrerausbildungsstätte haben alle
Probleme im Maßhalten. Davon habe ich aber schon des
Öfteren berichtet. Zu Eurer Beruhigung darf ich
hinzufügen, dass ich immer noch eine rühmliche
Ausnahme bin.
Nach der Messfeier führte uns der "alfer",
der Festausrichter, in ein Zimmerchen, wo wir, der
Seminarist, zwei jugendliche Gitarristen aus Llica
und meine Wenigkeit das Mittagessen erwarteten. Der
"alfer", ein pensionierter
"suboficial" des Heeres, tauchte zunächst
aber mit einem Kasten Bier auf und meinte lachend,
bevor wir den nicht geleert hätten, dürften wir
nicht nachhause fahren. Wie regiert man als Pfarrer
auf diese Form von "derber Herzlichkeit"?
Muss man sich entrüsten? Nun, es bahnte sich eine
praktische Lösung an, als ich entdeckte, dass ein
Fensterchen zum Innenhof, wo auch bekannte Schüler
der Lehrerschule aus Llica tanzten, sich öffnen
ließ. Diese halfen uns, in Kürze den Kasten zu
leeren. Nach erfüllter "Aufgabe" und einem
einfachen Mittagessen, das Llamafleisch wie eine
Schuhsohle, verabschiedete ich mich dann freundlich
vom "alfer", der mit Staunen feststellte,
dass der Padre noch gerade lief. Auf der Heimfahrt
fragte Herberth dann etwas verstört, ob das Erlebte
denn häufiger vorkomme. Ich konnte ihn trösten, in
meinen 12 Jahren Llica hätte ich's so auch zum
ersten Mal erlebt.
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Am Karnevalsdienstag
besuchte mich, wie es eben so üblich ist, die
Karnevalsgruppe, "Fraternidad Unión
Lliqueña". Vorm Pfarrhaus hatten wir, wie es
das Bildchen zeigt, einen würdigen Empfang
vorbereitet. Bei dieser Gelegenheit umarmte mich ein
wegen Trunkenheit von mir schon lange als
Dorfkatechet suspendierter alter Mann, natürlich
angesäuselt, und sagte mir: "Padre, ich mag
dich trotz allem!" Das hat mich gefreut, weil es
den Erfolg meiner Mühen und Arbeit zeigt:
Flexibilität bei klarer Linie!
Anfang Januar kamen
die fünf neuen Stadträte zu ihrer konstituierenden
Sitzung zusammen und wählten den neuen
Bürgermeister, einen pensionierten Rechtsanwalt aus
La Paz. Dieser ist ein passionierter Kirchgänger,
der Mutter Kirche also wohl gesonnen, doch halte ich
mich unabhängig davon als Pfarrer schon seit vielen
Jahren aus der Ortspolitik raus, was nicht heißt,
dass ich mich nicht für Projekte oder Entwicklungen
im Städtle interessiere. Kürzlich wurde ein baulich
sehr gut gelungenes Coliseo, eine Art Sporthalle, mit
kirchlichem Segen eingeweiht. Das Abwassersystem für
die Haushalte, bzw. Hütten, steht kurz vor der
Fertigstellung und auch ein Elektrifizierungsprojekt
wurde in Angriff genommen. Gerne gehe ich auch zu
Bürgerversammlungen und lass' mich informieren.
Tja, und kürzlich ist doch noch eingetreten, was zu
den "segensreichen Unannehmlichkeiten" der
Region gehört. Starke Regenfälle haben in den Tagen
nach Karneval den Salar total unter Wasser gesetzt.
Die Bauern ( campesinos) freuen sich über das
feuchte Nass, wir Kleinwagenfahrer wagen uns aber
nicht mehr in den Salar hinein. 20 bis 30 cm
Salzwasser auf 130 km sind zuviel des Guten für ein
Durchschnittsauto. Lediglich Lastwagen sowie Busse
halten die Verbindung zwischen Llica und Uyuni noch
aufrecht. Derzeit braucht der Reisende von Llica nach
Uyuni statt der sonst üblichen 3 Fahrtstunden bei
trockenem Salar an die 10 Stunden.
Was gibt es Berichtenswertes im Ländle. Nun, zu
Beginn des Jahres schlug der Preis für Benzin und
Diesel um ungefähr 5 Cents auf. Das wurde von
einigen Kreisen dem Präsidenten als Unfähigkeit
angelastet, Streiks und Straßenblockaden waren die
Folge. Dass es internationale Märkte gibt und die
Regierung das zur Verfügung stehende Geld nicht nur
in Subventionen stecken kann, wollen einige
Scharfmacher nicht sehen. Die ganze Lage spitzte sich
dann noch durch Unabhängigkeitsbestrebungen von
Bürgerinitiativen im Departamento Santa Cruz zu, wo
die meiste Industrie Boliviens angesiedelt ist. Kurz
vorm Knall kam es nach Landes Sitte aber wieder zu
einer Feuerpause. Die Rücktritte einiger Minister
beruhigten zudem die erhitzten Gemüter.
Zu Weihnachten haben viele von Euch meiner gedacht,
sei es in einem lieben Brief oder auch mit einem
Missionsscherflein zugunsten meiner Pfarrarbeit.
Darüber habe ich mich sehr gefreut und möchte allen
schon 'mal bei dieser Gelegenheit ein ganz HERZLICHES
VERGELT'S GOTT sagen. Ein persönliches Dankeschön
bekommen die Wohltäter meiner Hochlandpfarrei, wenn
mir die Missionsprokur Knechtsteden brieflich die
Namen mitgeteilt hat. Und das dauert eben immer
einige Zeit. Hinzu kommt, dass Frau Florczyk, die mit
der Verbuchung von Spenden dort betraut war, in den
verdienten Ruhestand ging.
Einige von Euch haben ja auch schon meine Webseite im
Internet besucht, die mir Bernhard Adelmann aus
Offenburg eingerichtet hat und auf dem neuesten Stand
hält: WWW.LLICA-BOLIVIEN.DE Dort finden die
Wissensdurstigen unter Euch noch weitere
Informationen, bis hin zum Wetterbericht für
Bolivien.
Das soll es für diesmal wieder gewesen sein. Ich
wünsche Euch noch fruchtbringende Tage in der
österlichen Bußzeit und dann ein FROHES und
GESEGNETES OSTERFEST!
Mit herzlichen Grüssen und in Dankbarkeit Euer P.
Dietmar.
zu
meinen neuen Seiten
Direcciones:
P. Dietmar Krämer,
Casilla 194, Tupiza, Bolivien